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Psychologin erklärt: Ist ein psychedelisches Retreat risikoreich?

October 29, 2022

Intro

In diesem Artikel gehen wir auf mögliche Risiken ein, die mit einem unbewussten Umgang mit Psychedelika einhergehen können, und wie man diese im Vorfeld bestmöglich verhindern kann. Mit tiefergreifendem Wissen und psychotherapeutischer Erfahrung ist daher Caroline als eine unserer psychologischen Fachkräfte mit an Bord bei SET & SETTING, um im Vorfeld die mentale Eignung potentieller Teilnehmer:innen sicherzustellen.

Mit Aussagen wie „Psychedelika bringen dein Gehirn zum Schmelzen“ oder „auf LSD springst du aus dem Fenster“, aber auch durch verschiedenste Kampagnen der Werbeindustrie (zum Beispiel „This is your brain on drugs“), wurde die Gesellschaft in der Vergangenheit dringlichst davor gewarnt, Psychedelika zu konsumieren. Heute beweist die Neuro-Wissenschaft, dass der sichere Gebrauch von psychedelischen Substanzen zu vielerlei wundersamen und/oder heilsamen Wirkungen fähig ist, die uns Menschen neue Perspektiven ermöglichen und uns ein tieferes Verständnis über uns selbst ermöglichen. Doch wie bei so vielem auf der Welt, gilt auch bei Psychedelika ein gesundes Maß an Vorsicht. Immerhin sind sie in der richtigen Anwendung ein unglaublich mächtiges Werkzeug, um sich selbst dem eigenen Unterbewusstsein zu stellen, in dessen Tiefe es einiges zu erforschen gibt. Beim missbräuchlichen Konsum oder der Verwendung von Menschen, deren mentale Gesundheit auf nicht allzu festen Beinen steht, können psychedelische Substanzen auch das Gegenteil einer heilsamen Wirkung erzielen.

Selbstreflexion als Vorbereitung

Der Weg hin zu einem psychedelischen Retreat fußt meist auf unterschiedlichen Herangehensweisen und Motivationsgründen. Mal ist es ein interessantes Buch, geliehen oder empfohlen von Bekannten, das plötzlich in den eigenen Händen liegt und einem die Augen öffnet. Mal ist es die Neugier, wenn Freund:innen im sozialen Umfeld meist euphorisch oder inspirierend über ihre eigene Erfahrung sprechen.

Es ist wichtig, sich vor dem Wunsch nach einer Psychedelika-Reise mit seinem eigenem kritischen Selbst auseinander zu setzen, sich selbst zu reflektieren und sich die Frage zu stellen: Was erhoffe ich mir von solch einer tiefgründigen Erfahrung? Entscheide ich mich vollkommen frei und unabhängig dafür? Was sind meine Gründe? Bin ich mental dafür in einer geeigneten Verfassung?

Wichtig ist zu verstehen, dass die Reise schon weit vor der eigentlichen Erfahrung beginnt und erst Tage, Wochen, Monate oder gar Jahre danach enden kann. Heißt, dass die eigenen Themen, die damit einhergehen und mit denen bewusst die Intention der Reise fundiert wird, sich hinsichtlich der nachhaltigen Integration über einen längeren Zeitraum an der bewussten Oberfläche befinden können. Im Alltag, in traurigen Momenten, in absoluter Ektase. Die Themen können dabei von unterschiedlicher Natur sein: Traumata, Glaubenssätze, destruktive Lernerfahrungen, Selbstwertprobleme, u. v. m. Ebenso sollte die eigene Intention nicht darauf abzielen, mit Psychedelika etwas Schlimmes oder Traumatisches noch stärker in die Tiefen des eigenen Unterbewusstseins zu verdrängen oder von etwas wegzukommen. Vielmehr sollte dem Wunsch gefolgt werden, zu lernen, zu wachsen und letztlich langfristig Heilung zu erfahren. Neugierig sein, hinschauen, vertrauen und loslassen. Psychedelika sind machtvoll und können in einem verantwortungsbewussten Umgang positiv lebensverändernd sein, jedoch mit einem instabilen Mindset auch schnell das Gegenteil bewirken. Daher ist es mehr als ratsam im Vorfeld zu klären, ob eine psychologische Eignung vorliegt.

Psychedelika als Werkzeug

Wenn dein Weg zu SET & SETTING führt, dann finden wir im Vorfeld gemeinsam heraus, ob zum gegenwärtigen Zeitpunkt eine gemeinsame psilocybinhaltige Erfahrung die richtige Entscheidung ist, um sich den eigenen inneren Themen zu stellen. Letzteres ist besonders wichtig, da es darum geht, Psychedelika als Werkzeug für ein erfüllteres Leben zu benutzen. Nicht um einfach nur ein Wochenende voll von spaßigen Bewusstseinszuständen zu erfahren. Denn wenn es dir nur darum gehen sollte, dann sehen wir von einer Zusammenarbeit leider ab. Da wir zum Selbstschutz ein Maß an gesunder, erfahrener Selbstreflektion und eine gewisse geistige Reife als voraussetzend betrachten, ist eine Teilnahme bei uns erst ab 23 Jahren möglich.

Weit vor dem eigentlichen Retreat und einer verbindlichen Zusage dafür, durchläufst du online einen 4-Schritte-Screening-Prozess. Bestandteil dessen ist, neben einem lockeren Kennenlernen, die psychologisch-fundierte Eignungsfeststellung unter der Obhut einer unserer psychologischen Fachkräfte – wie zum Beispiel der lieben Caroline. Sie ist Expertin auf dem Gebiet der Psychotherapie. Auf ihrem eigenen Weg zu sich selbst, lehrte sie ihre ganz persönliche Lebensgeschichte emotionale und schließlich professionelle Ressourcen, um Menschen bei ihrer Heilung zu unterstützen.

Psychische und organische Risiken

„Once you see it, you can’t unsee it“ ist ein gängiges Zitat zahlreicher Reisender, um das Leben nach einer tiefen Begegnung mit sich selbst zu beschreiben. Einige Meinungen behaupten auch, ein einziges psychedelisches Erlebnis würde gar Monate einer regelmäßigen Psychotherapie ersetzen. Ein psychedelischer Trip wird demnach gerne als emotionale Fahrstuhlfahrt ins Unterbewusstsein verstanden. Doch die Schnelligkeit und die Bedeutsamkeit der Themen, die während der Erfahrung aufkommen, können schlicht überfordernd oder gar verstörend sein, wenn der Geist darauf nicht ausreichend vorbereitet ist. Schwieriger wird das Ganze, wenn sich nicht nur das Mindset in einem unvorbereiteten oder gar belasteten Zustand befindet, sondern vorab grundlegende mentale oder körperliche Erkrankungen vorliegen, bei denen Ärzt:innen und Psycholog:innen ein erhöhtes Risiko für die eigene Gesundheit in Kombination mit einer psychedelischen Erfahrung sehen.

Aus diesem Grund, um die ganzheitliche Gesundheit der Teilnehmenden nicht zu gefährden, ist die psychologisch-fundierte Eignungsfeststellung im Vorfeld so wichtig. „Es ist im Zweifel überlebensnotwendig“, mahnt Caroline, deren vermeintliche Bedrohlichkeit der Wortwahl nicht abschreckend klingen soll, sondern grundlegend darauf abzielt, über die möglichen Risiken eines Gebrauchs von Psychedelika aufzuklären. „Es gibt gewissen Faktoren, die eine Retreat-Teilnahme psychisch und somatisch ausschließen, wie auf körperlicher Ebene beispielsweise Probleme mit dem Herzen oder Blutdruck, da eine Verstoffwechslung des Psylocibins Letzteren leicht erhöhen kann, was aufgrund einer möglichen Vorbelastung mit großer körperlicher Anstrengung verbunden ist.“ Nimmt ein Teilnehmender Medikamente, ist auch dieser Aspekt im Vorfeld hinsichtlich einer Kontraindikation dringendst abzuklären. Eine psychedelische Reise auf einer Antidepressiva-Medikation, wie zum Beispiel selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer, kann mitunter zu einem potenziell lebensbedrohlichen Serotonin-Syndrom oder Malignen Neuroleptischen Syndrom führen (zur Unterscheidung: „Beim Serotoninsyndrom ist der Betroffene hyperaktiv und agitiert, beim MNS gehemmt bis bewegungsunfähig“ [1]).

Psychische Erkrankungen treten nahezu immer multifaktoriell auf und weisen oftmals ein organisches Korrelat auf. Letzteres kann neurologisch und dem Hirnstoffwechsel bedingt sein, wozu schwerwiegendere Psychosen mit charakteristischen Störungen gehören, wie Schizophrenie, bipolare Störung, Manie oder Wahn. Bei diesen Formen besitzen Betroffene ein Überangebot an Dopamin im Gehirn, was unter Umständen zu stärkeren chemischen Prozessen im Körper führen kann. Hier sollte dringlichst von Psychedelika abgeraten werden, um potenziell irreversible Psychosen zu vermeiden. Daher ist es ratsam, im Vorfeld die eigene medizinische Familienanamnese zu kontrollieren, ob die Veranlagung von zum Beispiel Formen einer Schizophrenie, meist ein genetisches Korrelat, ausgeschlossen werden kann. Die Schizophrenie ist eine psychische Erkrankung mit charakteristischen Störungen, die das innere Erleben und Verhalten stärker verändern können.

Unter die psychogenen Erkrankungen, die meist dafür sorgen, dass Betroffene im Alltag eingeschränkter sind, fallen zum Beispiel Angststörungen oder Hypochondrie. Hier kann es vorkommen, wenn man seine eigene körperliche Unversehrtheit hinterfragt, dass man sehr sensibel während einer psychedelischen Reise auf körperliche Phänomene reagiert. Beim Misstrauen des eigenen Körpers könnte ein Anstieg des Blutdrucks aufgrund von paranormalen Zuständen, wie dem Verschmelzen mit allem oder einer kompletten Ich-Auflösung, in einer Panikattacken enden, die letztlich zu keinerlei Erfolgen verhilft, sondern eher zum Gegenteil.

Screening-Prozess

Ob körperliche oder mentale Risiken bestehen oder entstehen könnten, versuchen wir möglichst genau mit zwei Methoden herauszufinden: einem psychologisch-fundierten Online-Test und einem darauf aufbauenden Gespräch mit einer unserer psychologischen Fachkräfte. Ersteres besteht aus verschiedenen Fragen wissenschaftlich-fundierter Test-Verfahren, um psychologische Erkrankungen, die eine Kontraindikation für eine Retreat-Teilnahme darstellen, vorab erkennen zu können (zum Beispiel Symptome einer Schizophrenie). Die Fragen sind bewusst und einfach zu beantworten gestellt, mal zum eigenen Wohlbefinden, mal hinsichtlich der eigenen alltäglichen Wahrnehmung, mal fokussiert auf die individuellen Persönlichkeitsmerkmale. Sie dienen ebenfalls dazu, bei vorhandenen Traumata sich selbst zu hinterfragen, ob bereits eigene Bewältigungsstrategien vorhanden sind.

Die Auswertung lässt uns erkennen, ob Anzeichen oder Parallelen zu einer psychotischen Vorbelastung vorliegen oder die Person in der Lage ist, aufgrund ihrer psychischen Konstitution eine psychedelische Erfahrung handzuhaben und zu integrieren. Der Test erleichtert die Arbeit, da jene Fragen ohnehin im Zeichen der Vorbereitung gestellt werden müssten. „Nichtdestotrotz heißt es noch lange nicht, dass ein Teilnehmender, aus meiner Sicht [Caroline], nicht gefahrenlos aber bedenkenlos aus psychologischer Sicht sich auf solch eine Reise begeben kann oder sollte.“

Im Anschluss, auf Basis der Auswertung, erfolgt das Online-Gespräch in Form eines Raumes bedingungsloser Annahme, in dem beide Seiten, im Hinblick auf Fremd- und Selbstwahrnehmung, in 99,9 % der Fälle übereinkommen, ob die Psylocibin-Reise das Richtige ist oder auf sich warten lassen darf. Bei der gemeinsamen Einschätzung besteht ein großer Vorteil darin, dass das Fachpersonal unserer psychologischen Betreuung genau weiß, wie die Substanz, in unserem Fall psilocybinhaltige Trüffel, sich im Körper entfaltet, wie sie kommuniziert und welchen Einfluss sie auf Wahrnehmung und Bewusstsein haben kann.

Sollten wir gemeinsam feststellen und entscheiden, dass die Zusammenarbeit mit uns derzeit nicht in Frage kommt, sollte dies nicht als Abwertung der eigenen Persönlichkeit aufgefasst werden. Eine Absage dient zum gegenwärtigen Zeitpunkt der Erfassung nur dem Schutz der geistigen und körperlichen Gesundheit, auf die wir im Rahmen unserer verantwortungsbewussten Arbeit die höchste Priorität setzen.

Depressive Verstimmung – und nun?

Jeder von uns war schon mehrfach im Leben schlecht drauf oder mies gelaunt. Oftmals geht diese Phase über einen längeren Zeitraum, bedingt durch eigene oder externe Faktoren, mündet sogar in depressiven Verstimmungen bis hin zu einer diagnostizierten Depression. Ist dies ein K.O.-Kriterium für eine potenzielle Retreat-Teilnahme? Definitiv nein. Entschieden wird auf Anraten der psychologischen Fachkraft immer gemeinsam. Da mit Psylocibin ein unfassbar hohes Potenzial einhergeht, dient in solchen Fällen zum Beispiel das Heranziehen des sogenannten Vulnerabilitäts-Stress-Modells, mit dem in der klinischen Psychologie die Anfälligkeit eines Menschen beschrieben wird, an einer psychischen Krankheit zu erkranken. Dieses Modell hilft, ein Gefühl für die lebensgeschichtliche Vorbelastung, die Stressanfälligkeit und somit die Verletzlichkeit des Gegenübers zu bekommen, um dadurch, ohne das Vorhandensein von Kennzahlen oder Statistiken, bedenkenloser Entscheidungen zu treffen.

Ein weiter Aspekt, auf den in der Beurteilung eingegangen werden kann, ist das Thema Kontrolle und welche Rolle diese im Leben des Gegenübers spielt. Caroline sagt dazu: „Bei vielen Menschen ist diese Instanz so wichtig, weil sie lebensgeschichtlich überlebensnotwendig war. Der Körper erfuhr starke Verletzungen, emotional oder physisch, sodass er irgendwann beschlossen hat ‚Ich fühle jetzt nicht mehr‘. Dies hat dafür gesorgt, dass die Person sich nicht mehr bindet, nicht mehr fallen lässt, sich selbst oder anderen nicht mehr vertraut, etc. Wenn die Angst so stark ist, passiert während der Erfahrung entweder gar nichts, weil die psychedelische Substanz mit dem eigenen Willen oder Verstand vehement antagonisiert wird, oder die Erwartung ist so hoch, dass ebenfalls nichts passieren oder zugelassen wird.“

Eine allgemein instabile Psyche ist per se kein Ausschlusskriterium. Durch die psychoaktive Wirkung der Trüffel, also dem feinstofflichen Wirken von Psilocybin im Gehirn, wird dessen Default Mode Network kurzzeitig dekonstruiert, sodass, viel nachhaltiger als bei Antidepressiva, die negative Gedankenspirale regelrecht aufgebrochen wird, aber auch flexibel bleibt. So wird der Raum zwischen destruktiven Gedanken vergrößert. Heißt, bei einer Depression, wo jene destruktiven Gedanken besonders stark wirken, kann es heilsam sein, sich für eine gewisse Zeit diesen Gedanken nicht stellen zu müssen, um einen Blick auf die eigene (liebenswerte) Wahrheit zu erhaschen.

Tatsächlich spricht man bei einer Depression von einer sogenannten kognitiven Triade als Erklärungsmodell der Erkrankung. Demnach beruht sie auf einer verzerrten Sicht der Realität, die durch drei negative Glaubensmuster bestärkt wird: Ich bin negativ, die Welt ist negativ, die Zukunft ist negativ. Erstaunlich ist daran: Bei destruktiven Gedanken sind mehr Gehirnareale aktiv, als bei mental gesunden Menschen. „Demnach ist Psilocybin bei psychischen Erkrankungen für mich das Wundermittel, weil genau diese Unwahrheiten, die der innere Kritiker bzw. die Kritikerin permanent erzählt, nicht mehr da sind“, so Caroline.

Stellen Überdosierungen ein Risiko dar?

Das Potenzial von Psychedelika wird sehr oft unterschätzt, denn sie können ab einer gewissen Dosis die Grenze zwischen unserer alltäglichen Realität und den veränderten Bewusstseinszuständen verschwimmen lassen. Doch nach den aktuellen Studien gab es bislang keine Fälle von biologischen Überdosierungen durch die Einnahme jener Substanzen. Psychedelika selbst gelten als nahezu ungefährlich – die Gefahr kann allein darin bestehen, beim Konsum Situationen ausgesetzt zu sein, die als gefährlich beschrieben werden und das Verhalten der Konsument:innen negativ beeinflussen. Hier spielen das richtige Set und Setting wieder eine entscheidende Rolle. So lässt sich auch ein sogenannter „Bad Trip“ (in der Regel durch eine Hochdosierung), der nichts weiter ist als eine neuronale Reizüberflutung in Kombination mit möglichen körperlichen Symptomen oder negativen bzw. beängstigenden Gedankenschleifen, von einer Überdosis unterscheiden.

Generell ist es schwer von einer Überdosis mit Psychedelika zu sprechen, da das Toxizitätsrisiko, von Mensch zu Mensch unterschiedlich abhängig, nur schwer messbar ist. Dies zeigt der Fall einer US-amerikanischen Highschool-Party im Jahr 2000, auf der eine 15-jährige Schülerin durch eine Fehlinterpretation in der Vorbereitung eine sagenhafte Dosierung von 1.200 Mikrogramm LSD zu sich nahm und über Nacht im Krankenhaus behandelt werden musste, während eine 26-jährige Frau auf derselben Party ungefähr 500 Mikrogramm konsumierte und keinesfalls medizinisch behandelt werden musste [2]. Kurios und gleichermaßen erstaunlich war folgendes: Die Schülerin litt unter einer psychischen Erkrankung und war Jahre später, Schritt für Schritt, davon geheilt. Auch bei der 26-jährigen Frau wurden keine langfristigen Schäden festgestellt. Immerhin war sie zu dem Zeitpunkt unwissend schwanger: „She subsequently gave birth to a son who is now 18 years old. He has been easy to parent, is intelligent, does well academically (mostly A’s in highschool), is well adjusted socially (many healthy friends), and is fit (runs and goes to the gym).” [2]

Hin und wieder kann es bei Person zu sogenannten Flashbacks kommen. Hier kommt es zum plötzlichen Versuch seitens der eigenen Psyche, das Erlebte in Form einer erneuten Darbietung (Nachhall-Erinnerung) durch meist unterschiedliche Sinneswahrnehmungen zu integrieren – sei es durch Erfahrungen einer Posttraumatischen Belastungsstörung oder durch eine tiefgreifende psychedelische Erfahrung. Das Gehirn empfand das damals Erlebte als besonders herausfordernd und desintegriert sicherheitshalber auf diese Art und Weise das Erfahrene, um künftig nicht mehr darauf zugreifen zu müssen. Jedoch möchte dabei die Psyche alles unter einen Hut bringen, kämpft dagegen an, sodass die Wahrnehmungen immer wieder im Alltag auftreten können.

Laut dokumentierten Einzelfällen gelang es einst einem Teenager, sage und schreibe 40 Psilocybin-Pilze auf einmal zu konsumieren, woraufhin dieser acht Monate lang mit angsteinflößenden Flashbacks zu kämpfen hatte. [4]

Anhand dieses Beispiels wird abermals deutlich, wie wichtig und nachhaltig ein verantwortungsbewusster Umgang mit Psychedelika im Hinblick auf Dosierung, Set und Setting ist. Wenn du dich statt einer Retreat-Teilnahme für eine eigene psychedelische Erfahrung entscheiden solltest, dann empfehlen wir dir unsere offizielle Psychedelika-Beratung. Hier bekommst du kompaktes Wissen, sowohl als Videokurs als auch per 1-und-1 Coaching, für eine sichere Vorbereitung für deine psychedelische Erfahrung. Lerne, wie du Psychedelika richtig dosierst und als Werkzeug für deine persönliche Transformation einsetzen kannst.

Die Zukunft der psychedelischen Therapie

In Anbetracht des hohen Maßes an Sicherheitsprotokollen, die sowohl den Reisenden als auch den Begleitenden schützen, ist die psychedelisch unterstützte Therapie wahrscheinlich die sicherste Art, eine professionell begleitete psychedelische Reise anzutreten.

Psychedelika haben eine teils jahrtausendlange Tradition. Während ihr Potential entgegen jahrelangen Stigmatisierungen erst jetzt (wieder) seitens Medizin und Psychologie erforscht wird, haben die meisten medizinischen und psychiatrischen Fachkräfte durch die jahrzehntelange Dürreperiode keinerlei fachliche Erfahrungen mit psychedelischen Substanzen, was ihre allgemeine Skepsis zum besagten Thema bekräftigt. Immer noch ist Vorsicht geboten, auch im Hinblick auf die weitreichende Illegalität der Substanzen quer über den Erdball. Studien belegen die bahnbrechende Wirksamkeit im klinischen Einsatz, sowohl bei Posttraumatischen Belastungsstörungen und Suchterkrankungen als auch hartnäckigen Depressionen. In der praktischen Umsetzung schreckt das Fachpersonal jedoch vor dem drohenden Verlust der Zulassung bei der Anwendung psychedelischer Substanzen zurück.

Im Bereich der Pharmazie herrschen weiterhin Bevorzugung und Voreingenommenheit, da Ärzt:innen eher ein traditionelles und erfahrenes Medikament verschreiben, als eine unbekannte und psychedelische Substanz – zum Nachteil der Patient:innen, die auf Medikamente angewiesen sind, deren Nebenwirkungen akut sind oder sie noch nicht kennen.

Tatsächlich widmen sich immer mehr Menschen psychedelischen Substanzen oder Retreats als Gruppenerfahrung, wenn konventionelle Therapien versagt haben – insbesondere bei behandlungsresistenten psychischen Erkrankungen. Psychedelika strukturieren regelrecht das eigene Gehirn um. Sie lassen die Grenzen der Realität vorübergehend verschwimmen, indem sie Bewusstsein und Unterbewusstsein, Körper und Geist miteinander verschmelzen, was eine ganz andere Form der transzendentalen und nachhaltigen Heilung ermöglicht. Sie zeigen auf, dass der Mensch bereits über alle Werkzeuge verfügt, um zu heilen und ein erfülltes Leben führen zu können.

„Ich hoffe, dass die Menschheit in 15 Jahren nicht mehr traumatisiert ist, da Kinder schon in jungen Jahren vollkommen normal den Umgang mit Psychedelika lernen und Eltern durch die Erfahrung mit solchen Substanzen ihre Kinder bedingungslos lieben können“, so der Zukunftswunsch unserer Caroline.

Fühlst du dich bereit mit uns auf Reisen zu gehen? Wenn du Interesse an der Teilnahme an einem unserer Retreats hast, dann kannst du dich jetzt für unseren Screening-Prozess anmelden. Wir freuen uns darauf, dich begleiten zu dürfen.

Literatur

[1] Dreher, Jan: Psychopharmakotherapie griffbereit: Medikamente, psychoaktive Genussmittel und Drogen griffbereit. (2014). Deutschland: Schattauer Verlag. 50.

[2] https://www.researchgate.net/publication/339234169_LSD_Overdoses_Three_Case_Reports

[3] Hendricks PS, Thorne CB, Clark CB, Coombs DW, Johnson MW (2015). Classic psychedelic use is associated with reduced psychological distress and suicidality in the United States adult population. J Psychopharmacol 29: 280-288.

[4] Espiard M.-L., Lecardeur L., Abadie P., Halbeq I., Dollfus S. (2005). Hallucinogen perception disorder after psilocybin consumption: a case study. European Psychiatry, 20, 458-460.